Podiumsdiskussion 2008 anlässlich der Frage, ob die Errichtungvon Stadtjugendämtern im Kreis Olpe sinnvoll ist

Auf Initiative des Vorstandes des Kreisjugendringes Olpe hatten wir uns auf der letztjährigen Vollversammlung (im Jahr 2007) im Rathaus der Stadt Attendorn intensiv mit der Frage beschäftigt, welche Vor- und Nachteile es für die Kinder- und Jugendarbeit im Kreis Olpe hat, falls die Städte Attendorn, Olpe und Lennestadt ein eigenes Jugendamt einrichten würden.

Nach einer angeregten und zum teil kontrovers geführten Diskussion hatte die Vollversammlung den Initiativantrag des Vorstandes angenommen. Der Antragstext lautete:

Der KJR Olpe spricht sich gegen die Bildung von Jugendämtern durch die kreisangehörigen Städte und Gemeinden aus.
Der Vorstand des KJR Olpe wird beauftragt, in einem entsprechenden Diskurs über die Vor- und Nachteile, die sich aus der Einrichtung von Stadtjugendämtern für die verbandliche und offene Kinder- und Jugendarbeit im Kreis Olpe ergeben könnten, mit den politischen Gremien / Verantwortlichen sowie weiteren Interessensgruppen zu treten.

Aus diesem Grund hatte der Kreisjugendring, in Kooperation mit der Westfalenpost, zu einer Podiumsveranstaltung am Donnerstag, den 29.05.2008 in den Jugendhof des Pallottihauses eingeladen. Ziel dieser Veranstaltung war es, gemeinsam mit Vertretern der in Frage kommenden Städte, Vertretern des Kreises Olpe sowie mit einem Vertreter des Landesjugendringes NRW in einer öffentlichen Veranstaltung die Vor- und Nachteile zu erörtern und zu diskutieren.

Um ganz ehrlich zu sein: Wir hatten mit vielen Interessenten gerechnet, daß aber so viele Ihr Interesse bekundeten, hat uns doch selbst überrascht. Das gesamte Kreisgebiet war vertreten. Hieran zeigt sich, welche Bedeutung und Gewichtung dieses Thema für die betroffenen Mitarbeiter in der Kinder- und Jugendarbeit, also dem Ehrenamtlich vor Ort, hat.

Im Podium saßen neben dem Olper Bürgermeister Horst Müller  auch der Bürgermeister der Stadt Attendorn, Alfons Stumpf, der bei der Stadt Lennestadt zuständige Fachbereichsleiter Rolf Zöllner sowie Kreisdirektor Theo Melcher und der Vorsitzende des Landesjugendrings, Martin Wonik.

Nach einer ersten Vorstellungsrunde des von Herbert Kranz souverän moderierten Schlagabtauschs wurde gleich heftig diskutiert. Auslöser war eine Bemerkung von Herrn Kreisdirektor Melcher, der der Stadt Attendorn vorwarf, ausschließlich aus »fiskalischen Gründen« ein eigenes Jugendamt einrichten zu wollen. Herr Stumpf erwiderte, das die Stadt Attendorn zwar in der Tat dabei kräftig Geld spare – ungefähr 2,3 Mill. Euro bei Aufrechterhaltung des bisherigen Angebots. Diese Mittel würden jedoch nicht eingespart, sondern man wolle damit die Jugendarbeit in Attendorn verbessern, denn es gebe massive Kritik an der bisherigen Jugendpolitik durch den Kreis Olpe. Einwände gegen diese Äußerung aus dem Publikum gab es nicht.

Aus Plenum und einem Teil des Podiums kamen die Sorgen zum Ausdruck, dass ein Ausscheren der Stadt Attendorn im Raum Attendorn selbst  für Verbesserungen, in allen anderen Kommunen des Kreises aber für massive Verschlechterungen sorgen könnte. Mehrere Redner appellierten an die Solidarität der Attendorner.

Herr Melcher plädierte energisch für ein Festhalten am kreiseinheitlichen Jugendamt. Von massiver Kritik und damit an der Arbeit des Jugendamtes sei ihm nichts bekannt. Die geforderte Ortsnähe sei auch gewährleistet, denn in allen drei betroffenen Kommunen sei das Kreisjugendamt vor Ort präsent. Herr Melcher befürchtet, dass bei der Schaffung kommunaler Jugendämter ein Flickenteppich aus Förderstrukturen entstehen werde.

Es könnte z.B. passieren, das es in den verschiedenen Stadtjugendämter verschiedene Förderhöhen für „Fahrt und Lager“ gäben könnte.

Herr Wonik, der Vertreter des Landesjugendringes, wunderte sich: Er habe die Internet-Suchmaschine »Google« bemüht, um sich über das Thema zu informieren, sei aber ausschließlich auf finanzielle Gründe gestoßen. »Mir fehlt, welche Konsequenzen es für die Träger, für Kinder und Jugendliche und für unsere Ehrenamtlichen haben würde.

Horst Müller griff ein Argument des Kreisdirektors auf. »Ich streite ab, dass Ortsnähe identisch mit Präsenz ist. Wir haben nie die Qualität der Arbeit des Kreisjugendamtes angezweifelt. Für mich gehört es zu den originären Aufgaben einer Kommune, zum Selbstverständnis, alle Aufgaben, die man übernehmen kann, zu übernehmen.«

Eine Vielzahl von Zuhörern meldete sich zu Wort – aber ausschließlich nur Kritiker kommunaler Jugendämter. Sie gaben dem Wunsch Ausdruck, bei der weiteren Diskussion die Betroffenen einzubeziehen Dieses wurde von den Vertretern der Städte zur Kenntnis genommen.

Als Ergebnis der Podiumsveranstaltung wurde u. a. festgehalten, dass man zunächst die politische Sommerpause abwarten wolle und danach wieder in die Diskussion einsteigen werde.

Der Vorstand des Kreisjugendringes Olpe wird weiterhin die Diskussion über die Einrichtung von Stadtjugendämtern im Kreis Olpe aufmerksam verfolgen und bei gegebenem Anlaß versuchen, sich bei den Beratungen miteinbringen zu können.